Trubel mit Ted

in: MISSY 04/2020


Ted ist anders als alle anderen, er fällt aus der Reihe, obwohl sein Leben einer strengen Ordnung folgt: Jeden Tag zieht er ein Hemd in der Farbe des jeweiligen Wochentags an, erbricht sich angesichts der Blubberbläschen am Rand der Toilettenschüssel, schüttet den Inhalt einer Tüte in sich hinein und eilt zur Métro. Der Ärger beginnt, als die Linie 4 außer Betrieb ist, in ihr hätte Ted stets denselben Sitzplatz im selben Wagon besetzt. Jetzt zerfällt sein Kopf in kleine gelbe Kugeln, als er eine Hand auf seiner Schulter spürt, scheint das Chaos perfekt: Ted fährt aus der Haut, verliert die Balance und findet sie auch im Umfeld seiner Familie nicht wieder. Wenn er kurz davor ist zu explodieren, wird sein Kopf zur Bombe, wenn andere ihn berühren, tauchen Finger mit Augen an den Enden auf. Ted fühlt mehr und ist Schmerzen gegenüber doch indolent, er verliert die Fassung, wenn etwas seine Routinen durchkreuzt und nimmt Dinge wörtlich, die metaphorisch gemeint sind. Bei seinem Versuch sich in der genormten Welt der Panels einzufinden, macht seine Erfinderin es ihm nicht leicht. Anders als David B, der in „Die heilige Krankheit“ die Epilepsie seines Bruders in mythische Bilder bettet, spitzt Gleason ihre Erlebnisse mit einem „langbeinigen UFO“ satirisch zu. Wo genau dieses sich innerhalb des Asperger-Spektrums befindet, will sie en detail nicht wissen – im Comic bleibt Ted ihr großer Bruder.


Emilie Gleason: Trubel mit Ted. Edition Moderne, 128 Seiten