When Language Runs Dry

in: MISSY 03/2020


Er gilt als unaussprechlich oder als Empfindung, die sprachlos macht, etwas, das die Sinne trübt und die Wahrnehmung nach innen lenkt – in Rückbezug auf einen Körper, der sich unter Tränen langsam auflöst: chronischer Schmerz. Nicht immer hat er eindeutige Ursachen, stellt keine Genesung in Aussicht, kündigt sich nicht an und ist doch präsent – als Tatsache, die für Außenstehende unsichtbar bleibt, denen, die sie kennen, aber so viel Kraft abverlangt, dass das Überspielen selbst zur Kunst wird. Aus diesen Erfahrungen haben die Autor*innen von „When Language Runs Dry: An Anthology for People with Chronic Pain and Their Allies” ein Pain-Zine gemacht und ihren durch Fibromyalgie, PCOS, MS und anders bedingten Schmerzen Gesichter gegeben. In „Sick. A visual Account of invisible Disabilities“ lässt Annie Murphy sie wie Monster aussehen, die sich nicht von verständnislosen Mitmenschen unterscheiden. Jonah Aline Daniel richtet an seine*ihre tauben Arme einen Liebesbrief und Sunny Drake ein Manifest gegen eine kapitalistische Gesellschaftsordnung. Gerade weil die Folgeschmerzen nicht von Innen kommen, sind die Bilder und Texte dieser Anthologie vor allem eins: Manchmal romantische, dann wieder humorvolle Schutzschilder gegen ableistische Zuschreibungen, die kein zweites Mal verwunden werden.


Claire Barrera & Meredith Butner When Language Runs Dry. An Anthology for People with Chronic Pain and Their Allies Mend My Dress Press, 220 Seiten, $12.99