Unterwegs zuhause

in: MISSY 03/2020


Wenn eine eine Reise macht, hat sie was zu erzählen; aus der Reise, die ihr Leben war, hat die jugoslawische Journalistin, Schriftstellerin und Kosmopolitin Alma Maximiliane Karlin mehr als ein dutzend Romane, Gedichte und unzählige Artikel gemacht. 1889 im heute slowenischen Celje als spätes Kind alter Eltern mit Wasserkopf und halbseitiger Lähmung geboren, wehrt sie die frühen Aggressionen ihrer Mutter durch Rückzug in eine Innenwelt ab, die Jakob Klemencic und Marijan Pušavec in ihrer in deutscher Übersetzung vorliegenden Graphic Novel reich bebildert haben: Tagsüber zu Streck- und Dehnübungen in einer orthopädischen Anstalt gezwungen, beginnt Alma nachts mit Englisch und Französisch, nebst ihrer Muttersprache, dem Deutschen, wird sie acht weitere Sprachen perfekt beherrschen und unterwegs als Dolmetscherin und Sprachlehrerin arbeiten. Erstmals aufgebrochen im Herbst 1908, ist sie als autonom reisende Frau immer wieder Übergriffen ausgesetzt, einen chinesischen Offizier heiratet sie nur, um allein von England in das neutrale Norwegen zu emigrieren. Almas Odyssee dauert acht Jahre lang: Sie führt von Italien über Panama in den Nahen Osten nach Asien und endet dort, wo sie begann. Zurück in Celje, schließt Alma sich dem Partisanenkampf an und stirbt 1950 in den Armen ihrer schwedischen Seelenschwester und Lebensgefährtin Thea Gamelin.


Marijan Pušavec und Jakob Klemencic: Alma M. Karlin. Weltbürgerin aus der Provinz Aus dem Slowenischen von Erwin Köstler. bahoe books, 162 Seiten